Schloss Neuschwanstein
Eines der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Deutschlands ist mit Sicherheit das Schloss Neuschwanstein
Im südlichen Bayern bei Füssen gelegen ist es ein Anziehungspunkt für weit mehr als 1 Million Besucher pro Jahr. Ursprünglich wurde das für den bayerischen König Ludwig II. errichtete Schloss als Neue Burg Hohenschwangau bezeichnet und trägt ihren heutigen Namen seit dem Jahre 1886. Gebaut wurde ab 1869 mit dem Ziel, Ludwigs Vorstellungen einer mittelalterlichen Ritterburg gerecht zu werden. Allerdings lebte der damalige König nur wenige Monate in seinem Schloss, ehe er noch vor Abschluss der Bauarbeiten am 13. Juni 1886 im Starnberger See ertrank.
Märchenschloss Bayern
Heute ist der Freistaat Bayern im Besitz des Märchenschlosses und öffnet nahezu ganzjährig seine Pforten für interessierte Besucher. Falls Sie sich auf die Spuren vergangener königlicher Tradition begeben möchten, beachten Sie bitte, dass der Ticketverkauf ausschließlich im Ort Hohenschwangau, unterhalb des Schlosses, stattfindet. Bis auf den 1. Januar, den 24., 25. Und 31. Dezember können Sie täglich zum Preis von 12 Euro die Sehenswürdigkeit erkunden. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist der Eintritt frei und für Gruppen ist ein vergünstigter Tarif erhältlich.
Führung Neuschwanstein
Beachten Sie außerdem, dass das Schloss Neuschwanstein in Bayern nur innerhalb einer Führung besucht werden kann. Das Personal der Bayerischen Schlösserverwaltung bietet Ihnen Rundgänge in deutscher und englischer Sprache, sowie Audio-Guide-Führungen in Japanisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Tschechisch, Slowenisch, Russisch, Polnisch, Mandarin, Portugiesisch, Ungarisch, Griechisch und Holländisch. Die Führungen dauern ungefähr eine halbe Stunde und führen Sie durch den Wohnbereich der mittelalterlichen Burg, auch Palas genannt, die Zimmer der Dienerschaft, die Wohn- und Repräsentationsräume des Königs sowie die historische Küche.
Auf einer Grundfläche von insgesamt fast 6.000 Quadratmetern wurden ursprünglich über 200 verschiedene Innenräume erbaut, wovon lediglich nur 15 Zimmer und Säle Ausgestattet wurden. Dabei stellt der Sängersaal mit 27 mal 10 Metern den größten Raum des Märchenschlosses dar. Obwohl beeindruckende Gemälde mit Inhalten aus Lohengrin und Parzival, ein von Wolfram von Eschenbach verfasster Versepos der mittelhochdeutschen höfischen Literatur, die Längsseiten des gewaltigen Raumes zieren, wurden zu Lebzeiten des Königs dort nie Feste abgehalten. Erst viel später, im Jahre 1933, fand das erste Konzert zum 50. Todestag von Richard Wagner statt.
Thronsaal Schwanstein
Der zweitgrößte Raum im Schloss ist der 20 mal 12 Meter große Thronsaal, der sich über das dritte und vierte Obergeschoss erstreckt. Errichtet nach dem Beispiel der Allerheiligen-Hofkirche, die frühere katholische Kirche der königlichen Residenz in München, sollte dieser Raum ursprünglich den Thron Ludwigs beherbergen. Hier schreiten Sie über einen mit Mosaik verzierten Boden, der erst nach dem Tod des Märchenkönigs fertiggestellt wurde. Auch hier sind Verbindungen sichtbar, die auf das vermutlich im ersten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts erstellten Werk Eschenbachs zurückführen: die Gralshalle (Parzival) und ein Sinnbild des Gottesgnadentums verkörpern die absolute Herrschergewalt in der Monarchie, die Ludwig entzogen wurde.
Neben den beeindruckenden, großen Sälen des Schlosses wurden auch kleinere Wohnräume geschaffen, in denen der König seine Vorliebe für die Publikationen Eschenbachs und die darauffolgende Interpretation durch Richard Wagner weiter auslebte. König Ludwig II. legte zu seinen Lebzeiten keinen besonderen Wert auf ein sich öffentlich abspielendes Leben und so verbrachte der Monarch die meiste Zeit in seinen acht Wohnräumen mit seiner Dienerschaft. Um sich nach der ausgiebigen Führung entsprechend stärken zu können, haben Sie die Möglichkeit, im Café und Bistro im 2. Obergeschoss, direkt im Schloss einzukehren. Sollten Sie lieber mit Aussicht auf das herrliche Bauwerk speisen, dann finden Sie in nächster Nähe das Schlossrestaurant Neuschwanstein.
Schloss Hohenschwangau
Ebenfalls einen Besuch wert, ist das direkt gegenüberliegende Schloss Hohenschwangau, in dem Ludwig II. seine Kindheit verbracht hat. Die Mutter des Königs, Marie von Bayern, lebte nach dessen Ableben noch fast drei Jahre im Schloss Hohenschwangau, bis die erste weibliche Bergsteigerin 1889 das Zeitliche segnete. Ab 1941 bewohnte Adalbert Alfons Prinz von Bayern, ein Urenkel König Ludwig I., das Schloss, bevor er im Dezember 1970 verstarb. Der bayrische Prinz zog sich nach Hitlers Prinzenerlass – demnach wurde allen Mitgliedern der bis 1918 regierenden Fürstenhäuser der Einsatz in der Wehrmacht untersagt – dorthin zurück und wurde etwas später damit beauftragt, das bayrische Rote Kreuz aufzubauen.
Heute ist der Wittelsbacher Ausgleichsfonds, ein Institut zur Verwaltung des Besitzes der entmachteten Dynastie, im Besitz des Schlosses. Hier haben Sie die Möglichkeit, die unveränderte Inneneinrichtung aus der Biedermeierzeit aus nächster Nähe zu begutachten. Die Biedermeierzeit wird in die Epoche des Wiener Kongresses 1815 bis zum Beginn der bürgerlichen Revolution 1848 eingeordnet und war vor allem in den einzelnen Ländern des Deutschen Bundes zu finden. Etwas unterhalb des Schlosses finden Sie den Schwanseepark, der originär zum Schloss Hohenschwangau gehörte, und heute stark verwildert ist.
Am besten Sie entscheiden selbst, ob König Ludwig II. Wunsch, eine bessere Illusion einer idealen mittelalterlichen Burg als Hohenschwangau zu schaffen, in Erfüllung gegangen ist und statten beiden Schlössern einen ausgiebigen Besuch ab!